{Lifestyle} Friday 13, 2015.

Im Moment fühlt es sich für mich nicht richtig an, euch Bilder von meiner schönen Zeit in Belfast zu zeigen, fernab von all' dem, was in weiten Teilen von Europa vor sich geht. Ich möchte euch nicht unter die Nase reiben, dass ich hier eine sehr schöne Zeit habe, während andere Menschen gerade nicht im entferntesten an eine schöne Zeit denken können und die Angst vor Schrecklichem sie beinahe einnimmt. Ich bin mir sicher, jeder von euch weiß, was letzten Freitag passiert ist. Und ich bin mir sicher, dass es jeden irgendwie getroffen hat. So auch mich und ich möchte gern' versuchen, die Gedanken, die sich im Laufe dieser Woche dazu angesammelt haben, mit euch zu teilen. Ich hoffe, dass es okay ist, das einfach auf deutsch zu schreiben.. solche Gedanken lassen sich schwer in eine andere Sprache übersetzen.

Am Freitag hatte ich das große Glück, meine Mama in den Arm nehmen zu dürfen, nachdem sie vor einigen Wochen beschlossen hat, mich besuchen zu kommen. Wir haben zusammen einen schönen Tag verbracht und sehr lange in einem Restaurant gesessen und geredet. Nach 2 Monaten großer Distanz zwischen uns gab es eine Menge Dinge aufzuholen. Den ganzen Tag über begleitete mich ein komisches Gefühl, was ich nicht wirklich einordnen konnte. 'Der blöde Aberglaube, weil heute Freitag, der 13. ist, ist bestimmt der Grund', dachte ich. Was meine Mama und ich jedoch noch nicht wussten: Fernab von uns hier in Nordirland, gar nicht weit von unserer Heimat entfernt, sind die Menschen in Paris panisch auf der Suche nach ihren verlorenen Familienmitgliedern und Freunden. Angst und Schrecken macht sich auf der ganzen Welt breit. Menschen sind erschüttert, fangen an zu Trauern und stehen eng zusammen. Zurück im Hotel erhielt ich viele Nachrichten meiner Freunde in Deutschland. 'So schrecklich, was gerade passiert.', 'Das ist so wahnsinnig nah dran.' und 'Spätestens jetzt betrifft es auch uns.' waren nur Einige davon. Ich öffnete Facebook, um zu sehen, was gerade in Paris vor sich ging und es war direkt der erste Beitrag, der mich völlig schockiert dazu brachte, in der Matratze meines Bettes zu versinken und erst einmal zu schlucken. Mir stockte der Atem. Wie kann das sein? Wie können Menschen so grausam vorgehen? Wieso kann jemand so hasserfüllt sein? Wie wird es jetzt weiter gehen? Was bedeutet der Terror in Paris für mich und mein Leben in Deutschland? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf und ich wusste gar nicht, was ich denken soll. Das Einzige, was mir sehr schnell klar wurde: Es wird nicht mehr so sein wie vorher. So etwas darf nicht nochmal passieren.



Neben der Suche nach Antworten zu den ganzen Fragen, wie es jetzt weiter geht und der Suche nach Sicherheit, suchen viele Menschen die Schuldigen für diese grausame Tat. Einfach, weil es leichter ist zu Trauern, wenn man jemandem die Wut für die verlorenen Menschen jemandem zuschreiben kann. Diese Schuldigen sind ohne Zweifel sehr schnell gefunden. Trotzdem finde ich, dass sich viele Menschen auf dieser Suche verrennen. Sie setzen Muslime und Flüchtlinge mit Terroristen gleich, fangen an sie zu hassen, mit Vorurteilen zu behaften und sie zu verachten. Besonders deutlich geworden ist mir das in den vergangenen Tagen, als ich mitbekommen habe, dass in der Nähe von Belfast eine muslimische Familie Opfer einer Attacke auf ihr eigenes Haus geworden ist. Fremdenhass entsteht, wo eigentlich Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft herrschen sollte. Aus Angst und Vorsicht. Davor, dass sich so etwas wiederholen kann, oder, dass es auch in der Heimat passiert. Dieses Verhalten als eine Art Schutzmechanismus vieler Menschen zu rechtfertigen, sollte doch aber nicht die Lösung sein. Viele Menschen vergessen, dass sowohl Muslime sich von diesen grausamen Taten der Terroristen distanzieren und diese genauso fassungslos sind, wie wir Christen, oder Nichtgläubige. Dass viele Flüchtlinge vor genau diesen Menschen fliehen, auf der Suche nach Sicherheit, weil ihr eigenes Heimatland, ihre Kultur und ihr Glaube ihnen das nicht bieten kann. 


It's not a religion,it's not a colour, it's not a state, or a country- It's an individual that is a terrorist. And they will never ever take an ounce of peace from this world from any of our hearts. - Dan Reynolds

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